Angst, Wut, Liebe, Hass, Neid, Schmerz, Freude – Gefühle sind Teil des menschlichen Alltags; sie bestimmen unser Befinden, sie sind Motivation, Begleitung aber auch Hinderungsgrund für unser Handeln. Emotionen und ihre Konzeption sind dabei nicht statisch; sie sind abhängig von Zeit und Raum, sie sind kulturell geformt und sozial erlernt. Emotionen sind historisch wandelbar: Emotionen haben eine Geschichte… Zum Editorial des von Margrit Pernau und Anja Laukötter initiierten Internetportals „Geschichte der Gefühle“
Weiterführende Links zu Gefühlen in der Geschichte
- Ute Frevert: Politische Bildung – mit Gefühl?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte: Politische Bildung (Heft 13–14/2018).
- Ute Frevert – Machen Gefühle Geschichte?, Interview mit NZZ Standpunkte (Video, 50:04 Min.)
- „Rassismus ist ein wichtiges Motiv“. Interview mit Ute Frevert in der Frankfurter Rundschau vom 24.1.2018.
- „Moral ist ganz nah an den Gefühlen“. Interview mit Ute Frevert in Die Zeit vom 11. April 2018.
- Bettina Hitzer: Emotionsgeschichte – ein Anfang mit Folgen, in: HSozKult vom 23.11.2011.
Emotionen und Politik
In den vergangenen Jahren haben Wut, Hass und Ressentiments zunehmend den öffentlichen Raum bestimmt und populistischen Strömungen einen Nährboden geboten. Infolgedessen haben sich gerade diejenigen (re-)politisiert, die vorher zu einer schweigenden Masse zählten, sich an Wahlen oftmals nicht beteiligten und sich als Verlierer des politischen Systems empfinden.
In der Bevölkerung scheinen sich zwei unvereinbare Haltungen gegenüber zu stehen: Auf der einen Seite diejenigen, die ihren Ärger und ihre Ängste herauslassen und einer Diskussion darüber zumeist aus dem Wege gehen. Auf der anderen Seite diejenigen, die sich im rationalen Diskurs zu Hause fühlen und nur mit Leuten reden, die sich auch auf diese Ebene einlassen wollen oder können. Demokratietheoretisch ist die Polarisierung erst einmal positiv: Die Wahlbeteiligung zur Bundestagswahl 2017 ist erstmals seit zwei Legislaturen wieder gestiegen.
Die demokratische Öffentlichkeit steht in einem geteilten Verhältnis zu Emotionen und Gefühlen in der Politik und im politischen Wettbewerb. Einerseits laufen Politiker/-innen Gefahr, aufgrund von Gefühlsäußerungen als „gefühlsduselig“, irrational oder gar hysterisch zu erscheinen und nicht faktenbasiert zu argumentieren. Diese Skepsis gegenüber Emotionen gilt jedoch auch für andere politische und gesellschaftliche Akteure im engeren Sinne: Wo die Sachlichkeit von Entscheidungen, die Rationalität von Strategien, die mit Statistiken belegte Objektivität von Einschätzungen gefordert werden, scheinen Gefühle und Emotionen nur zu stören. Begriffen wie „Wutbürger“ ist bereits die Kritik eingeschrieben, die Empörten seien einzig von übertriebenen Gefühlen geleitet, für rationale Argumente nicht mehr zugänglich und daher „bloß“ emotional gesteuert. Andererseits jedoch scheinen Gefühlsäußerungen in der politischen Kommunikation einer Aussage das Siegel der Authentizität zu verleihen; kein politischer Akteur darf als emotionslos und roboterhaft erscheinen. Gefordert wird vielmehr, dass Politiker/-innen auch ihre „menschliche Seite“, also Gefühle zeigen.
Emotionen sind auch Thema des gerade erschienenen Journals für Politische Bildung (Heft 2/2018).

Weiterführende Links zum Thema Emotionen und Politik
- Was uns bewegt! Emotionen in Politik und Gesellschaft. 14. Bundeskongress Politische Bildung vom 7. bis zum 9. März 2019 in Leipzig.
- Emotionen und Politik. Aus Politik und Zeitgeschichte (Heft 32–33/2013).